[Autorenvorstellung #10]
Lyrik-Autor René Kanzler

Lyrik-Autor René Kanzler
Autorenbild © by Karolin Weber
Gesamtbild zusammengestellt von Beatrice Carina Anlanger
#01 Ich war ja sehr überrascht, als du mich gefragt hast, ob Lyrik-Autoren auch dabei sein dürfen. Denn ich dachte mittlerweile schon, es gibt keine Dichter mehr. Auch wenn ich hier und da für eine Geburtstagskarte ein Gedicht schreibe. Deine kleine Auswahl an Gedichten fand ich sehr schön.
Doch bevor ich zu den spannenden Fragen komme, möchte ich, dass du mir und meinen Leserinnen und Leser etwas von dir erzählst.
Von der Berufung her bin ich Philosoph. Das heißt, dass ich derzeitig an der Universität Bamberg eine Dissertation zu Seneca anfertige. Vom Beruf her bin ich Lektor und Schriftsteller sowie Herausgeber. Die letzten zehn Jahre war ich zudem Volleyballtrainer und in dieser Zeit auch Reha-Gruppenleiter. Den Sport habe ich mittlerweile jedoch zugunsten literarischer Projekte (Zeitschrift, Lese- und Schreibgruppen u.a.) aufgegeben.
Meine Freizeit verbringe ich meist mit Lesen und Dichten oder einfach ausgedehnten Rad- und Wandertouren.
#02 Gibt es verschiedene Bereiche in der Lyrik des 21.Jahrhunderts oder ist Lyrik einfach Lyrik?
Ich denke, dass man das heute schon differenzieren kann, wenngleich es doch wesentliche Schwerpunkte in der „modernen“ Lyrik gibt. Sowohl national als auch international erlebe ich immer mehr, dass klassische Formen der Lyrik immer mehr aussterben. Dagegen werden vielfach Texte geschrieben, die im Grunde zwischen Lyrik und Prosa anzutreffen sind. Kaum wird noch gereimt und wenn doch, dann meist schlecht. Inhaltlich werden aber nach wie vor alle Themen in Gedichte gebracht.
In manchen Internetforen trifft man noch auf Exoten, die wirklich das lyrische Handwerk beherrschen. Die Mehrheit verfasst aber schnell geschriebene Texte, bei denen man zum einen merkt, dass sie nie laut vorgelesen wurden, und zum anderen, dass weder gutes Handwerk noch gedankliche Arbeit dahinterstecken. Keinesfalls will ich sagen, man müsse klassisch und unmodern schreiben. Aber die Mehrzahl heutiger Texte vermag kein Gefühl, keine Anschauung, keine Idee usw. mehr zu transportieren. Das gelang den klassischen Lyrikern doch wesentlich besser.
#03 Wie kommt ein Mann in unserem Zeitalter auf die Idee Gedichte zu schreiben, denn es ist eigentlich etwas, was mir vom Aussterben bedroht scheint?
Ich war schon immer auf der Suche nach Möglichkeiten, Gedanken wirkungsvoll auszudrücken. Um dieses Ziel zu erreichen, wählte ich für mich einst die Lyrik. Inzwischen schreibe ich auch viel zur Lyriktheorie, eben weil die Lyrik leider immer mehr ausstirbt, was vielerlei Ursachen hat. Mit Lyrik kann man zudem zeigen, zu was Sprache in der Lage sein kann, beziehungsweise wie vielfältig sie ist. In Zeiten des ständigen Smartphonegewisches und der damit einhergehenden Verwahrlosung der Sprache und unserer Kommunikationsfähigkeit ist die Lyrik für mich zum praktisch-philosophischen Mittel geworden, einen anderen Weg zu zeigen und zu gehen.
#04 Dichter wurden in der Geschichte ja meist als eher verträumtes Völkchen abgewertet. Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen und daher erzähle mir doch mal, wie ein Leben als Lyrik-Autor ist? Was bewegt dich? Wann und wo kommen die Einfälle zu Gedichten?
Alle Lyriker/innen sind ganz individuell und schreiben aus unterschiedlichen Anlässen. Die meisten Einfälle bekomme ich durch eine Kombination aus Philosophiestudium, Liebe für Satire und einer grundlegend romantischen Anschauung. So sitze ich viel am Flussufer und sammele dort Ideen, arbeite an Naturbeschreibungen oder verarbeite Gedanken aus aktueller Politik oder aus der Philosophie. Verträumt bin aber auch und das macht viel Inspiration für meine Texte aus. Insofern entspreche ich mit größter Vorliebe dem Klischee. Alles in allem führe ich als Dichter ein sehr ruhiges, sehr unmodernes Leben mit viel Zeit für Beobachtungen und Genuss der kleinen, schönen Dinge. Gleichzeitig ist es mir aber sehr wichtig, auch über das lyrische Schreiben nachzudenken und mich mit Autorenkollegen/innen auszutauschen. Das geschieht über Schreibgruppen in meiner Heimat oder auf Facebook, aber auch über viele Briefwechsel und das Veröffentlichen von Aufsätzen auf meiner Website. Der Austausch mit anderen Menschen ist immer wichtig, um allgemein im Leben und speziell im lyrischen Schreiben voranzukommen.
#05 Wie lange schreibst du schon Gedichte? Seit deiner Kindheit oder erst im Erwachsenenalter?
Das erste Gedicht schrieb ich im Deutschunterricht in der zehnten Klasse, also mit 16 Jahren.
#06 Was ist dein Lieblingsgedicht von deinen bisher geschriebenen Gedichten?
Das ist eine längere Ballade, die „Das Missverständnis“ heißt.
#07 Muss eine Person sehr kreativ sein, um ein Gedicht schreiben zu können?
Ich denke, dass jeder Mensch von Natur aus kreativ ist. Viel wichtiger ist es, sein Handwerk gut zu beherrschen. Gedanken und Ideen haben wir alle, nur diese umzusetzen, fällt den meisten schwer.
#08 Welche Dichter kennst du und welche kannst du weiterempfehlen?
Heutige lesenswerte Dichter/innen sind Thomas Gsella (Satire) und Ingrid Herta Drewing (Naturlyrik). Lieber empfehle ich aber Klassiker wie August von Platen, Heinrich Heine oder Joseph von Eichendorff.
#09 Liest du in deiner Freizeit auch Romane oder nur Gedichte?
Ich lese auch Romane, jüngst „Die Läusekönigin“ von Hans-Dieter Heun, die mir sehr gefiel. Aber Romane sind dennoch eher selten mein Lesestoff.
#10 Zu guter Letzt wäre es noch sehr interessant, wo dich meine Leserinnen und Leser kontaktieren können, wenn sie noch Fragen haben?
Zu finden bin ich im Web auf: www.renékanzler.de
Auf Facebook unter: http://www.facebook.com/lyrikkanzler
Und als Herausgeber unter: www.the-transnational.com
René hat auch ein Buch mit seiner Lyrik herausgebracht, dass ich euch nicht vorenthalten möchte.
Es heißt "Ein Abgesang auf die Stadt".
Coverbild vom Buch 'Ein Abgesang auf die Stadt' von René Kanzler
(c) René Kanzler
Lieber René,
ich bedanke mich herzlichst bei dir für den Einblick in das Leben eines Dichters
und das Wissen, dass die Lyrik doch noch nicht ganz ausgestorben ist.
Weiters bedanke ich mich bei dir, dass du bei meiner Autorenvorstellungsrunde mitgemacht hast.
Mit René haben wir den ersten Mann in meiner Runde und freue mich, dass es noch Lyriker gibt.
Denn ich mag Lyrik, auch wenn ich selbst nicht besonders gut dichten kann.
Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal,
Eure Carina.

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